Geschichte der Selber SPD

1903: Gründung eines eigenen SPD-Ortsvereins

1903: Ortsansicht Selb

Die Verhältnisse für die Arbeiterfamilien zu Beginn des 20sten Jahrhunderts waren trostlos.

Die Menschen lebten meist in düsteren Hinterhäusern und grauen Mietskasernen. Obwohl sich das Lohnniveau für die Arbeiter bereits gebessert hatte, reichten die Arbeitseinkommen gerade aus, um die Familien zu ernähren, aber nicht, um ihnen ein menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen. Das krasse Gefälle zwischen arm und reich weckte in der Arbeitnehmerschaft zusätzliches Klassenbewusstsein. Immer mehr Frauen und Männer schlossen sich der SPD an. Unter diesen schwierigen Verhältnissen erfolgte im Jahr 1903 auch die Gründung der Sozialdemokratischen Partei in Selb.

Allerdings mussten unsere Vorväter vor hundert Jahren eine Menge Mut und Unerschrockenheit an den Tag legen, um sich zu sozialdemokratischen Ideen zu bekennen oder sogar einen eigenen Ortsverein zu gründen. Jedes Mitglied setzte sich damit der Gefahr von Repressalien aus, die bis zum Verlust des Arbeitsplatzes gingen. Der erste Vorsitzende der Selber SPD war Adolf Häublein und später waren es Johann Netzsch (Porzellandreher), Christoph Schobert (Schuhmacher, später Brenner) und Heinrich Summa (Porzellanmaler, später Gastwirt). Nach dem ersten Weltkrieg wurden die Geschicke der Stadt Selb weitgehend von den ?Linken? bestimmt.

Die erste Wahl zum Stadtrat am 15.06.1919 ergab 16 Stimmen für die USPD, 5 für die MSPD und vier für die bürgerlichen Parteien. (Bei der Spaltung der SPD 1917 wechselte der Selber Ortsverein zur USPD. Die MSPD war in Selb also das Resultat einer Neugründung). Nach der Machtergreifung 1933 wurde der Stadtrat aufgelöst.

Neuwahlen fanden nicht mehr statt. Ende Juni 1933 wurden 19 Sozialdemokraten verhaftet und in das Landgerichtsgefängnis nach Hof verbracht. Es waren dies: Adolf Meier, Erich Endler, Max Sprödt, Joseph Hein, Hans R?ger, Joseph Vogler, Christoph Netzsch, Adam Prell, Wilhelm Wölfel, Fritz Kuhn, Dr. Franz Bogner, Max Solbrig, Nikol Hellus, Erich Schwanengel, August Kießling, Friedrich Zeidler, Hugo Weiß und Georg Fuchs. Während der ganzen Herrschaft der Nationalsozialisten wurden die Mitglieder der verbotenen SPD beobachtet, bespitzelt, verhaftet oder ins KZ gebracht.