Selber SPD feiert 120 Jahre Wollen und Gestalten

Die Sozialdemokraten haben der Porzellanstadt ihren Stempel aufgedrückt. Daran erinnern sie bei einem Festakt im „Alten Brennhaus“ im Porzellanikon. Dass sie das auch weiter tun möchten, bekräftigen die aktiven Politiker.

Selb – In Selb hat ja irgendwie alles immer mit dem Porzellan zu tun. Das gilt auch für den Ortsverein der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Vor 120 Jahren haben sich tapfere Porzellanarbeiter zusammengetan, die die nachtschwarzen Abgründe in der Produktion des Weißen Goldes mit roten Ideen bekämpfen wollten – das war die Gründungsstunde der Selber SPD.

An diesen Moment erinnerten die Genossen im Porzellanikon zur Feier ihres Jubiläums. Ortsvorsitzender Roland Graf und seine Mitstreiter verbrachten ein paar schöne Stunden im „Alten Brennhaus“, ehrten verdiente Mitglieder, begrüßte neue Mitstreiter, lachten über Anekdoten, blickten zurück und noch mehr nach vorn: die Landtageswahl im Oktober wirft schon die Schatten voraus. Und auch in der Kommunalpolitik gibt es vieles zu klären, gestalten, entscheiden.

Unter roten Oberbürgermeistern entstanden Schulen, Straßen, Sport- und Kulturstätten; alles Plätze, die dem Gemeinwohl dienen, den sozialdemokratischen Idealen folgend: Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität.

Dass nicht nur die Kommunalpolitiker der Stadt Selb ihren Stempel aufgedrückt haben, daran erinnerte Landtagsabgeordnete Inge Aures mit Erzählungen vom einstigen Selber Bundestagsabgeordneten Philip Rosenthal. Und nicht nur in Stadt und Bund brauche es soziale Politik, sondern vor allem im Land. Inge Aures wird nicht mehr für den Landtag kandidieren, beerben will sie Bezirksrat Holger Grießhammer, der um Stimmen bei der Wahl am 8. Oktober bat.

Und die Fußstapfen, in die er treten will, seien groß, sagte der Weißenstädter. In 160 Jahren deutscher Sozialdemokratie habe es viele schwere Zeiten gegeben – auch heute sei die Spaltung der Gesellschaft, die Radikalisierung vieler ein gewaltiges Problem. Hetze komme nicht mehr nur vom rechten Rand, sondern habe sich auch die konservative Mitte ausgebreitet. „Die SPD ist also mehr denn je gefragt – weil wir für den sozialen Frieden stehen.“ Der Slogan zur Landtageswahl „SPD – soziale Politik für Dich“ sei keine Worthülse, sondern beschreibe die Grundwerte, für die Sozialdemokraten einstehen.

Die Nachfolge von Holger Grießhammer im Bezirkstag wiederum möchte Kulmbachs Oberbürgermeister Ingo Lehmann antreten. Er bat ebenfalls um Unterstützung für Grießhammer, der als Malermeister die arbeitende Bevölkerung und ihre Belange im Landtag gut vertreten könne. Auch er stelle eine Radikalisierung in Teilen der Bevölkerung fest; sein Gegenmittel laute Ehrlichkeit. „Wir müssen eine ordentliche Politik machen, die Leute mitnehmen. Und aus Steinen, die man uns in den weg legt, ein schönes Haus bauen.“

Darauf baut auch Landtagsabgeordneter Klaus Adelt: „Am 8. Oktober wird es eine Schicksalswahl geben. Wir vergessen die Menschen nicht, die nichts haben.“ Es sei widerlich, mit welcher Herablassung auch in konservativen Kreisen zum Beispiel über Bürgergeldempfänger gesprochen werde. Und die Respektlosigkeit aus dem rechtskonservativen Spektrum habe erschreckende Dimensionen angenommen. Wer Rechtsextreme wählen wolle, um „denen da oben“ einen Denkzettel zu verpassen, riskiere alles zu verlieren, mahnte Adelt. Die Sozialdemokratie müsse sich dem entschlossen entgegen stellen und den Menschen ein besseres Angebot machen.

Menschen mitnehmen, das sah auch Bundestagsabgeordneter Jörg Nürnberger als Pflicht für Berufspolitiker an. Und zwar mit guten Angeboten und gutem Auftreten. „Wennst a  Lätschn ziehst, überzeugst du keinen!“

Das Wort von der „Lätschn“ griff dann auch Dr. Nasser Ahmed auf, stellvertretender Generalsekretär der Bayern-SPD und gebürtiger Nürnberger. Obwohl er mit dem Dialektbegriff seine liebe Not hatte. „In Nermberch gibt’s des ned“, fasste er zusammen. Dafür outete er sich als „Glubberer“ und Optimist: Zwar stehe die Bayern-SPD derzeit nur bei 12 %, aber wer sich die Umfragewerte der Parteien vor der jüngste Bundestagswahl in Erinnerung rufe, der wisse, dass die Wähler immer später entscheiden, wo sie nun wirklich ihr Kreuz machen. Es bei der SPD zu machen, sei eine gute Wahl: „Wir machen Politik aus Liebe zu unserer Heimat. Ihr tut das seit 120 Jahren“, rief er den Selbern und ihren Gästen zu. Ein klares Ja zur Heimatliebe und ein klares Nein zum Nationalismus sei es, was die Sozialdemokratie zu bieten habe. Er erinnerte an den Moment, als die Nationalsozialisten im Reichstag die Macht an sich rissen und die demokratischen konservativen und liberalen Kräfte keinen Einhalt geboten; er zitierte den damaligen SPD-Abgeordneten Otto Wels, der unter Todesangst die berühmten Worte sprach, dass Menschlichkeit, Freiheit und Sozialismus unzerstörbare Ideale seien. „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht“, hatte er gesagt. Die SPD habe in diesem finsteren Moment der Geschichte die Ehre der Demokratie bewahrt. Und daraus erwachse bis heute Verantwortung, keinen fußbreit demokratischen Boden an die Faschisten abzugeben.

Nasser Ahmed fasste die Herausforderungen der vergangenen Jahre zusammen – Krieg, Pandemie, Inflation, Klimawandel und vieles mehr. Er konstatierte eine gewisse Veränderungs- und Krisenmüdigkeit, die Teile der Bevölkerung den Rechtsextremen in die Arme treibe. Doch die hätten keine Antworten; nur Geschimpfe auf die Regierung á la „Die Ampel muss weg“ sei keine Lösung. Lösungen biete die SPD mit einem durchdachten Wahlprogramm und dem Versprechen auf Sicherheit: „Wir können niemandem versprechen, dass sich nichts verändert. Aber wir versprechen, dass wir alle auf dem Weg mitnehmen, dass es sozial zugehen wird.“

Hetze gegen Ausländer schaffe keine Arbeitsplätze, gegen Veganismus zu ätze keinen Wohnraum und gegen das Gendern zu nölen keine Energieprobleme. „Wir sagen ja zur Demokratie und Nein zum Populismus!“ Nasser Ahmed appellierte an die konservativen und liberalen Parteien, den Zusammenhalten mit den anderen Demokraten zu suchen. „Lasst uns um den besten Weg streiten. Aber tut nichts, was die Demokratie beschädigt“, sagte er mit Blick auf die „Demokratie zurückholen“-Rede von Hubert Aiwanger in Erding.

„Wer mit Nazis ins Bett geht, der wacht als deren Bettvorleger auf.“

Was die Landtagswahl angehe, so habe die CSU in der Vergangenheit sicher auch gute Ideen umgesetzt. Doch inzwischen fehle ihr der Mut zu gestalten. Das sehe man an der 10-H-Regelung, am Einknicken gegenüber Stromtrassengegenern, am mangelnden Bau von sozialen Wohnungen. „Wir kämpfen seit 160 Jahren für eine soziale Politik – und die CSU hat keine Antworten mehr. Da kommt nix außer ,Ich will euch das Auto nicht verbieten, Gendern ist doof, esst Fleisch und die Ampel ist doof‘ – das sind doch keine Antworten!“ Tarifbindung, Acht-Stunden-Tag, Aufstieg durch Bildung – das seien Antworten. Nasser Ahmed bat die Menschen: „Wählen Sie dieses Mal die Fachkräfte für soziale Sicherheit, wählen Sie die SPD.“

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