Weder Jammern noch Schönreden helfen Selb weiter

Die ausführlichen Medienberichte über die aktuelle Sichtweise von Oberbürgermeister Pötzsch auf die Stimmungslage in Selb war ein Thema bei einem Monatstreffen der Selber SPD, an der auch Fraktionsmitglieder teilnahmen. Bei der Diskussion ging es um die Analyse der verschiedenen Berichte und die Wahrnehmung der Bürger dazu. Die Frage war, ob der Oberbürgermeister der Stadt Selb den Bezug zur Stimmung der Selberinnen und Selber verloren hätte, so manche Aussagen sorgten für Verwunderung und Kopfschütteln. Roland Graf zählte auf:

„Eine Vielzahl empfindlicher Schließungen von Betrieben und Läden, wenig vorhandene Gastronomie für junge Selberinnen und Selber, ein Outlet Center, welches einfach keines werden will, dazu eine Warnung an die Selber Bevölkerung vor unangebrachter Miesmacherei werfen kein gutes Licht auf die Selber Stadtführung“.

Der Titel „Pötzsch setzt auf konkrete Lösungen“ klingt nach Durchhalteparole, der keine Inhalte folgen. Er warne davor, die Stadt schlecht zu reden, so der OB. Graf:

„Wir würden das anders formulieren: wir sollten die Situation nicht schlechter reden, als sie wirklich ist, aber auch nicht beschönigen“.

Nur mit einem realistischen Blick auf die Dinge können diese zum Guten gewendet werden. Ayse Tansev verwies auf die sozialen Netzwerke und die darin harten Diskussionen über Selb und eben auch über Pötzsch.

„Da liegen teilweise die Nerven blank“.

Mit diesem Bericht von „Friede, Freude, Eierkuchen“ erreicht man genau das Gegenteil – die Bürgerinnen und Bürger finden sich so nicht wahrgenommen.

Auf die Frage eines Gastes nach der Wirtschaftsförderung ging Walter Wejmelka ein. Grundsätzlich gäbe es in Selb sogar einen Wirtschaftsförderer und eine Wirtschaftsförderin, aufgeteilt nach Ressort. Besonders brisante Themen müssten dennoch Chefsache bleiben. Es spricht Bände, wenn sich der Oberbürgermeister bei der Ankündigung der Schließung des größten Baumarktes am Ort überrascht zeigt.

Die Besuche vor Ort bei den Gewerbetreibenden dürfen sich nicht nur auf die Überreichung des obligatorischen Blumenstraußes durch das Stadtoberhaupt zur Geschäftseröffnung beschränken. Wer sich gerne bei Eröffnungsevents medial präsentiert, der muss sich auch bei Schließungen der Situation stellen und diese hinterfragen.

Es geht natürlich nicht darum, dem Oberbürgermeister die Schuld für jede Geschäftsaufgabe in die Schuhe zu schieben, so Wejmelka. Bei allem Verständnis für die sich auch digital veränderten Warenmärkte müssen wir uns aber dennoch fragen, warum Selb aktuell in der Attraktivität als Geschäftsstandort derart ins Hintertreffen gerät, auch im regionalen Vergleich. An der Entwicklung der Einwohnerzahl liegt es eher aktuell nicht, die hat sich in dem letzten fünf Jahren nicht signifikant verändert. Der oft zitierte Vergleich mit Marktredwitz ist auch nicht ganz im Verhältnis eins zu eins zu sehen, auffallend ist die zumindest sichtbare gegenläufige Entwicklung aber schon.

Aus politischer Sicht hat der Marktredwitzer OB Weigel eine wichtige Voraussetzung bei der konstituierenden Sitzung nach der letzten Kommunalwahl geschaffen: er hat alle Stadträte und Fraktionen mit ins Boot geholt, auch personell, und nicht, wie sein Selber Kollege, auf Abgrenzung zur Opposition gesetzt.

Die Meinung der SPD zum Selber Dauerthema Outlet ist seit Jahren bekannt, so Roland Graf. Zur Aussage „Ein innenstädtisches Outlet in dieser Form und mit diesen Verkaufsflächen gibt es nur in Selb“ meint der SPD-Ortsvereinsvorsitzende, mit dem Masterplan hätte die Stadt Selb wirklich ein Instrument an der Hand, mit dem man arbeiten kann. Jedoch ist das jahrelange sture Festhalten des Oberbürgermeisters und seiner Fraktion an den Outletplänen, und die Ergebenheit für die Worte des Investors für die Innenstadt längst kontraproduktiv. Unabhängig von diesen Plänen mit zu 100 Prozent auf den Investor ausgerichteten Verkehrswegen muss die Stadt wieder stärker agieren statt reagieren. „So hat die Sanierung der Ludwigstraße hohe Priorität, unsere Unterstützung dazu wäre gewiss“.

In der darauffolgenden Diskussion zeigte sich, dass die Fraktionsmitglieder noch genauer auf die Vorgehensweise im Rathaus achten sollten. Die Tatsache, dass der Stadtrat Volker Seitz beruflich als Unternehmensberater fungiert, stellt dabei einen wesentlichen Baustein dar.

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