Selber Innenstadt mit Highlights und Flops.

Bei hochsommerlichen Temperaturen hatte der Selber SPD-Ortsverein zu einem Stadtrundgang mit dem Titel „Was tut sich in der Innenstadt? Und was tut sich nicht?“ geladen. Fraktionsvorsitzender Walter Wejmelka begrüßte die Gäste vor dem Rosenthal-Theater mit der Bitte, dieses auch zu besuchen, das Theater sei durch die Pandemie besonders stark gebeutelt worden. Auf der Fläche oberhalb des Parkplatzes plane ein Unternehmen den Bau eines Hotels. Was ihm Hoffnung mache sei die Tatsache, dass dieses erst dann an die Öffentlichkeit gehen wolle, wenn es wirklich konkret wird. Das unterscheide es wohltuend von anderen potentiellen Investoren, so Wejmelka.

Als echtes Highlight bezeichnete er anschließend die Renaturierung und Aufwertung am Selbbach, von der Pfaffenleithe bis zur Papiermühle.

Dem Wasserwirtschaftsamt könne man dafür nur danken und Respekt zollen. Vor einem Schildbürgerstreich habe die SPD-Fraktion in der jüngsten Sitzung die Stadt bewahrt, als der Oberbürgermeister ernsthaft die Neugestaltung des Parkplatzes am Färbergässchen beschließen wollte trotz des Wissens, dass die benachbarte, marode Selbbachbrücke in Kürze nicht nur saniert, sondern vermutlich neu gebaut werden müsse. Diese Tatsache habe die SPD aufgedeckt und somit den Weg ermöglicht, kein Geld jetzt sinnlos auszugeben und die Arbeiten in sinnvoller Reihenfolge zu erledigen.

Der Zufall wollte es, dass die Gruppe genau zum richtigen Zeitpunkt zum Porzellangässchen kam, nämlich kurz vor Fertigstellung der Ausbesserungsarbeiten. Diese habe die SPD-Fraktion schon vor einem Jahr eingefordert. Wejmelka nutzte dieses Selber Wahrzeichen, um auf den Regionalplan Nordostoberfranken einzugehen. Er sei eine wichtige Grundlage für eventuelle Fördermaßnahmen. Seine Fortschreibung stand vor einigen Wochen im Stadtrat zur Abstimmung: „Wir haben uns sorgfältig mit dem Thema befasst und als einzige Fraktion im Stadtrat festgestellt, dass es aus Selber Sicht einige Lücken aufweist.“ Auf Antrag der Sozialdemokraten wurde daraufhin beschlossen, die Aufnahme eben des Porzellangässchens, der Grenzlandfilmtage, des Rosenthal-Theaters und der Eishalle zu fordern. Wejmelka: „Die Frage war zum Beispiel: warum steht das Bayreuther Eisstadion mit drin, das Selber ab nicht?“

Die Ludwigspassage, im Jahr 2017 als Projekt des Masterplanes Innenstadt beschlossen, war der nächste Stopp auf der abendlichen Runde. Kai Hammerschmidt ließ den langen Bauverlauf noch einmal Revue passieren, mit dem jetzigen Zustand können man auch leben, allerdings sei viel Geld durch Rück- und Umbauten verbrannt worden. Ungeklärt sei weiterhin der Verlauf des Fußweges in Richtung „Kraft“. Roland Graf wies zudem auf einige Baumängel hin, die bereits jetzt offensichtlich wären.

Das Spektrum Selb, also das kommunale Kino, war danach an der Reihe. Wejmelka hoffe auf eine baldige Fertigstellung, das Kino werde ein wichtiger Meilenstein zur Belebung der Innenstadt sein. Er erinnert an die schwierige Entscheidungsfindung im Jahr 2018, als der Kompromissvorschlag der SPD-Fraktion mit der Deckelung des städtischen Anteils von 80.000 Euro den Durchbruch gebracht hatte. Dieser Stadtratsbeschluss sei natürlich bindend, das sei man der Selber Bevölkerung schuldig, gerade auch den nicht wenigen Skeptikern.

Als den größten Flop der jüngeren Selb Geschichte bezeichnete Wejmelka schließlich die Bauruine am ehemaligen Bürgerpark. Selb müsse nicht der Stadt Kempten folgen, die wegen eines ähnlichen Vorganges unter dem Titel „Großes Loch“ Thema in überregionalen Medien bis hin zu Satiremagazinen gewesen sei. Vor drei Jahren habe er bei einem SPD-Rundgang an gleicher Stelle gesagt: „Wie Sie sehen, sehen sie nichts.“ Heute könne man mit ein wenig Sarkasmus hinzufügen, damals habe man wenigstens die drei berühmtestes Dixi-Toiletten der Stadt sehen können. Das Thema sei alleine abendfüllend. In jeden Fall brauche es bei weiterem Stillstand einen Plan B für die Stadtbücherei, die hier schon längst stehen sollte. Die Haltung des Oberbürgermeisters in Sachen Bürgerpark und Outlet sei letztendlich entscheidend, ob dem Selber Stadtrat unruhige Zeiten bevorstünden.

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